Kapselhotels

Kapselhotels

 Erlebnis oder Zumutung ?
… meine Übernachtung im Kapselhotel ....

Schon lange stand eine Übernachtung auf meiner „to do“-Liste, im Juni 2019 war es endlich soweit: ich hatte in Fukuoka (Hakata) zu tun, kam mit dem Shinkansen zu später Stunde an und musste am nächsten Tag sehr früh auschecken – ideale Rahmenbedingungen für eine Nacht im Kapselhotel.
Meine Wahl fiel auf das „Hotel Cabinas Fukuoka“, nur ein paar Schritte vom Bahnhof JR Station entfernt. Das Hotel liegt direkt neben dem erstklassigen Nikko Hotel und unterscheidet sich äußerlich nicht vom hochpreisigen Nachbarhotel. Das Kapselhotel hat 500 „Kapseln“ und ist nur für Männer buchbar. Die Eincheckzeit ist von 17.00h bis 24.00h fast jugendherbergsmäßig vorgegeben, bis 11.00h müssen die Kapseln am Abreisetag verlassen werden.
Beim Betreten der Eingangsbereiches hat man tatsächlich das Gefühl, in ein „besseres“  Hotel zu kommen: eine repräsentative Rezeption, ein üppiges  -wenn auch künstliches- Blumenbouquet.
Der Blick bleibt an einer Fußmatte hängen: die Besucher werden aufgefordert, die Schuhe auszuziehen. Ein durchaus übliches Prozedere in Japan, zumindest in den traditionellen Hotels. 
Ich nehme meine Schuhe und verstaue diese in einem Schuhfach, welches abgeschlossen wird. Den Schlüssel für das Schuhfach muss man  an der Rezeption abgeben. Möchte man nach dem Check-In noch einmal das Hotel verlassen, dann holt man sich den Schuhfachschlüssel von der Rezeption, zieht man die Schuhe an und nach Rückkehr ins Hotel verfährt man wie beim Einchecken. Bevor ich den Zimmerschlüssel bekomme, gibt es noch eine Befragung (ob ich Tattoos 
trage ?
Nein ! Ob ich Alkohol dabei habe ? Nein ! ) und Belehrungen: kein Essen und Trinken in der Kapsel,
Rauchverbot in der Kapsel;  Handyverbot in der Kapsel…
Ich bekomme zudem ein englischsprachiges A 4-Blatt ausgehändigt, wo nochmals  alle Informationen (besser: Regeln) zum Aufenthalt aufgeführt sind.
Es gibt 3 verschiedene Unterbringungsarten: in einfachen Kapseln, wo die Gäste über- und nebeneinander „gestapelt“ werden, und zwei  größere Kapselräume, wo man mehr Privatsphäre hat und eine kleine Kabine hat, wo man sogar aufrecht stehen kann. Ich habe mir diese Premium-Variante gegönnt und das auch nicht bereut. Wahrscheinlich hat sich ein ganzes Heer von Designern den Kopf darüber zerbrochen, wie man auf möglichst kleiner Fläche möglichst viel 
Einrichtungen in den Kapseln unterbringen kann. Es gibt einen kleinen Kleiderschrank, der abschließbar ist und in dem sich der Yukata befindet, ein Männer-Kimono. Ein winziger Tisch und ein einfacher  Stuhl sind die Luxusgegenstände in meiner Kapsel-Variante. Der Bettraum ist über eine Leiter erreichbar und genial  gestaltet: mit viel Technik auf kleinstem Raum  …. der erste Liege-Test  auf dem Bett ergab keine Beanstandungen. Wie Ihr auf dem Foto weiter unten sehen könnt, sind die Gemeinschafts-Toiletten und – Duschräume sehr sauber und modern. Vor den WC’s stehen die Toiletten-Pantoffeln bereit , die man -wie in Japan üblich- für das Aufsuchen der WC’s anziehen muss.
Das Kapselhotel bietet einiges, was Kunden  bei einen Aufenthalt in Anspruch nehmen können. Im EG befindet sich ein kostenlos nutzbares Internet-Terminal; im 1. Stock Safefächer für Wertsachen, ein Fitness-Raum, eine Münz-Reinigung; im 9.Stock ein Ruhreraum und eine Körperpflegestation; im 10.Stock ein Restaurant; im 11.Stock eine Sauna und ein Bad; im 12.Stock ein open-air-Bad.  In jeder Etage befindet sich ein Raucherzimmer.
Während ich meine Kapsel ansteuerte, hörte ich  auf dem Gang 
einige Geräusche aus den benachbarten Kapseln. In der Nacht war es allerdings ruhig, sodass die Übernachtung ungestört verlief. Man muss auf jeden Fall wissen, dass man den Zugang zur Kapsel nicht  verschliessen kann. Theoretisch kann jeder Hotelgast also in mein Kapsel-Zimmer  hereinkommen. Meine Premium-Kapsel hatte eine Falttür, die man mit einem Magnetverschluss am Rahmen arretiert. Diese Falttür kann jeder von außen öffnen.  Da ich in den vergangenen vier Jahrzehnten noch nie in Japan bestohlen wurde bzw. Zeuge einer Straftat wurde und Japan tatsächlich eines der sichersten Reiseländer weltweit  ist, habe ich die nicht abschließbare Eingangstür in Kauf genommen. 
(Ich erinnerte mich daran, dass es vor längerer Zeit  bei früheren  Aufenthalten in Club Mediterannee-Anlagen ebenfalls  Zimmertüren gab, die nicht abschließbar waren. Heutzutage würde
das niemand mehr akzeptieren…)  Da ich in dem Kapselhotel der einzige westliche Besucher war (zumindet ist mir kein westlicher Gast begegnet), scheint diese Gegebenheit keinen japanischen Besucher zu stören.  Interessant war, daß ein Großteil der Gäste Geschäftsleute waren, die fast immer mit schwarzem Anzug und weißem Business-Hemd eincheckten … um kurze Zeit später 
nur mit der Yukata bekleidet (oftmals barfuss!) im Fahrstuhl und in allen Etagen herumliefen.
Eine Übernachtung im Kapselhotel war für mich auf jeden Fall eine sehr interessante Erfahrung und teilweise sogar ein Erlebnis. Vor ein paar Jahren hat mir ein Lufthansa-Pilot auf dem Hinflug nach Japan erzählt, dass er nicht  das Crewhotel in Tokyo in Anspruch nehmen wird, sondern im Kapelhotel in Shibuya übernachten wird. Es scheint also für manche Japan-Besucher sehr reizvoll zu sein, einmal eine Übernachtung im Kapselhotel auszuprobieren. Für japanische Geschäftsleute ohne großes Spesenkonto sind sicherlich die günstigen Preise ein Hauptgrund, hier einzuchecken. Man zahlt je nach Termin und Kapselstandard umgerechnet ca. 30 Euro bis 40 Euro pro Nacht.
Autor: Günter / Juni 2019 - 
© Copyright Text: japan-blog.com - ein Service von www.japan-tours.de / Atlantis Reisen GmbH
© Copyright Fotos: Günter

 
Einige Fotos von Günter von seinem Aufenthalt im Kapselhotel "Hotel Cabinas Fukuoka" in Fukuoka/Hakata.
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